Vorstadthäuschen als finanzielles Risiko?
31. März 2015 - 14:45 Uhr // Nachrichten von Marco Zinsmeister
Das Wohnen etwas abseits vom Großstadttrubel ist für viele Menschen besonders reizvoll, wenn es darum geht, Wohneigentum zu erwerben. Besonders beliebt sind die sogenannten Speckgürtel der Städte. Doch häufig kann das Vorstadthäuschen zu einem echten finanziellen Risiko werden.
Drang nach Nestbau lässt Landschaft schrumpfen
Immer mehr Menschen, vor allem junge Familien, wünschen sich ihr Häuschen im Grünen, am liebsten in einem Vorort mit wenig Entfernung zum pulsierenden Leben der Stadt. Dadurch entstanden im Laufe der vergangenen Jahre immer größere Einfamilienhaus-Wohnsiedlungen, die zunehmend die Landschaft rund um die Stadt einnahmen und verbauten. Was in jungen Jahren die Verwirklichung eines Traumes ist, kann später zu großen finanziellen Einbußen führen.
Mit zunehmendem Alter ist das Einfamilienhaus auf dem Lande keine geeignete Wohnform mehr. Dann müssen Alternativen gesucht und das Haus möglichst rentabel veräußert werden. Da insgesamt die Bevölkerung schrumpft und der Altersdurchschnitt kontinuierlich steigt, wird die Nachfrage nach derartigen Wohnobjekten immer geringer. Um es dennoch zu veräußern, bliebe nur noch ein drastischer Preisverfall.
Junge Familien unterschätzen die Nachteile
Viele Menschen, die unbedingt ihren Traum vom Häuschen auf dem Lande verwirklichen wollen, unterschätzen die Nachteile, die sich aus diesem Wohnortwechsel ergeben. Sie müssen deutlich längere Fahrtzeiten zur Kinderbetreuung, zum Arbeitsplatz und für die alltäglichen Besorgungen einplanen. Auch kommt es häufig zu katastrophalen Auseinandersetzungen mit intoleranten Nachbarn. Wer hier denkt, das freistehende Einfamilienhaus bedeute eine absolute Unabhängigkeit, irrt gewaltig. Denn gerade in den ländlichen Gemeinden spielt das Miteinander eine wichtige Rolle. Hinzu kommen Verpflichtungen, die zum Teil in der Stadt von städtischen Unternehmen ausgeführt werden, wie zum Beispiel die Schneeräumung auf den Gehwegen vor dem Haus.
Gefahr der Negativentwicklung
Sollte sich die Entwicklung der Bevölkerungsstruktur so fortsetzen, wie es bislang scheint, könnten sich in den Speckgürteln der Städte schon bald soziale Brennpunkte entwickeln. Es reicht schon aus, wenn wenige Häuser im Umfeld leer stehen und zum Dumpingpreis vermietet oder verkauft werden müssen. Dann entsteht die Gefahr, dass sich genau dort sozial schwache Schichten ansiedeln und ein völlig neues Ambiente entsteht, das so von den sogenannten Bürgerlichen nicht gewünscht ist. Bleibt nur, vor dem schnellen Erwerb einer Immobilie im Grünen genau zu analysieren und Vor- und Nachteile abzuwägen.
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